Symbolhafter Besuch eines alten Logenhauses

Zu später Stunde erscheint im Vorzimmer des alten Vorhauses der Freimaurer ein Gast. Er wird angemessen von einem Lehrling hinein gebeten und in das Wartezimmer geleitet.
Gast
Ich bedanke mich sehr für diese Gastfreundschaft.
Der Lehrling
Ja gern doch. Wir freuen uns sehr, sie als Gast begrüßen zu dürfen.
Gast
Wie alt ist dieses Haus? Ich kann es nicht schätzen, doch meine ich, es sei sehr alt.
Der Lehrling
Eine gute Frage. Ich selbst weiß es nicht. Doch ziemlich alt ist es mit größter Sicherheit.
Gast
Von außen schon so besonders ist es innen nicht minder geheimnisvoll, wie mir scheint?
Der Lehrling
Ich lernte, dass es wohl der Geheimnisse mehr gibt, als der Menschen in ihrer Zahl.
Nun, ich möchte sie bitten, sich einen Moment auszuruhen. Entspannen sie sich. Wir werden dann alsbald auf sie zu kommen. Ich empfehle mich, vorerst.
Der Lehrling verlässt den Warteraum. Der Gast bleibt nun allein zurück und beginnt den Raum mit seinen Blicken zu untersuchen. Seine Augen bleiben an einer alten Wanduhr stehen.
Gast
Welch prächtiges Exemplar. Nun vernehme ich auch gleich das Ticken. Wie kommt es mir. Als ob ich es bis eben noch nicht hörte.
Die Wanduhr
Ich gebe dem die Zeit, der sich einlassen kann und fragt.
Gast
Sie spricht. Die Uhr. Wie kommt es, dass ich halluziniere? Ist es um mich geschehen? Schon jetzt?
Die Wanduhr
Nur frag, wenn du dich traust. Ich gebe ein jedem seine Zeit.
Gast
Hmm? Wenn ich mich recht entsinne, dann ist es wohl nicht nur eine Wanduhr. Und so frage ich gewiss nicht nach der Zeit. Ich muss eine andere Frage stellen.
Wanduhr
Der Uhren gibt es viele nur als solche. Doch hier bei uns ist einiges zu Recht an dem Platz, an dem es seit Jahrhunderten ist. Sorgfältig und wohl durchdacht.
Gast
Dennoch werde ich nun eine Frage wagen.
Wanduhr
Nur zu …
Gast
Woher kommst Du und wer bist Du?
Wanduhr
Ich wandere durch die Zeit und bin Vergänglichkeit und Ewigkeit.
Gast
Was hast Du gesehen?
Wanduhr
Ich sah den Mensch und seinen Werdegang und mit ihm die Kunst der Könige.
Gast
Aber diese Kunst, was soll sie bedeuten?
Wanduhr
Ein Mensch zu werden, sich zu formen und zu veredeln.
Gast
Veredeln wohin? Was ist das Ziel?
Wanduhr
Runde deine Kanten wohl durchdacht und mit Tugenden gehe deinen Weg in den Tempel der Menschlichkeit.
Gast
Wie sollte ich das tun? Große Worte sind es wohl.
Wanduhr
Lass mich dir das erste von vielen Geheimnissen verraten und es soll dir ein Werkzeug für deine ersten Schritte dahin sein.
Gast
Was ist es? Ich bin gespannt und ganz durchdrungen von Neugier.
Wanduhr
So verrate ich dir das erste von vielen. Doch wirst du auch die Tiefe erkennen mögen?
Gast
Ich werde mich bemühen.
Wanduhr
So sei es. Und nun sei es dir gesagt.
Die Wanduhr ertönt drei mal mit tiefem und schwerem Klang. Sie verstummt alsbald und verbleibt stumm, als wäre nie etwas gewesen.
Gast
Wie mir ist? Habe ich nur geträumt? Wie lange warte ich schon hier?
Der Gast blickt sich fragend und unsicher um. Ihm ist es anders als zuvor. Wacklig seine Beine. Zweifelnd sein Gemüt. Was ist geschehen?
Gast
Was steht da an der Tür, durch die ich kam? Gesehen als ich eintrat habe ich es nicht und nun so deutlich trifft es mich. Ich lese diese Worte. Ist es das, was die Wanduhr mir verriet? Ein Geheimnis von so vielen?
Der Gast wankt zur Tür und bleibt zögerlich vor drei geschriebenen Wörtern über der Tür stehen. Er liest laut:
Gast
„Schaue in dich!“
von F. Z.