Das Bild eines Bruders

Über die Mitgliedschaft in einer Loge hat kein Bruder spontan und ohne lange darüber nachzudenken entschieden. Auf die Zeit des gegenseitigen Kennenlernens, von der Kontaktaufnahme über informative Abende, Gästeabenden in einer Loge und die persönlichen Gespräche mit Brüdern der Loge, wird großen Wert gelegt. Es ist nicht nur, dass sich ein Interessent für eine Loge entscheidet, sondern die Brüder der Loge entscheiden sich auch für, oder in manchen Fällen auch gegen, einen Interessenten. Es soll eine wohlüberlegte Entscheidung fürs Leben sein.
Die Mitglieder einer Loge messen Ihrer Mitgliedschaft eine große Bedeutung zu. Mit ihrer Aufnahme in den Bund sind sie Teil eines weltumspannenden und traditionsreichen Bund geworden. Dieser Bund ist eine Gemeinschaft der verschiedensten Menschen, die dennoch auch Gleichgesinnte sind.
Für alle Brüder sind die Tugenden der Brüderlichkeit, Toleranz, Menschenliebe, Achtung und Respekt gerade in der heutigen Zeit sehr bedeutend. Sie schätzen außerdem die offenen und dennoch diskreten Gespräche untereinander in harmonischer Atmosphäre. Die intakte Gemeinschaft der Loge empfinden viele in dieser individualisierten Welt als seelischen Anker. Die Freimaurerei vermittelt Werte und Prinzipien, die sie für einen Bruder zu einer Art geistigem Grundkompass im Umgang mit anderen und sich selbst macht. Ihm bietet die Freimaurerei aber auch Gelegenheit, über sich, seine Werte und seine Prinzipien nachzudenken, sich selbst zu erkennen.
Die Treffen in der Loge bieten ihm immer wieder einen Anstoß, sich in den Tugenden zu verbessern, sie im Alltag zu üben und anzuwenden.
Dinge wie Selbsterkenntnis, Selbstbeherrschung und Toleranz sind für den Freimaurerbruder im täglichen Leben ebenso wichtig, wie in der Loge. Besondere Bedeutung haben die freimaurerischen Tugenden für ihn im Umgang mit Menschen im Freundes- und Kollegenkreis, aber allen voran im Familienkreis. Die Tugendhaftigkeit zeigt sich für ihn dabei nicht nur an großen, sondern eher in den kleinen Dingen des Lebens. Er versucht, seinen Mitmenschen auf einer Ebene zu begegnen und erwartet dies im Gegenzug auch von ihnen. Seiner Erfahrung nach, zahlt sich respektvoller Umgang auf lange Sicht aus und sorgt für eine innere Zufriedenheit auf allen Seiten.
Schau in dich und schau um dich sind zwei überaus wichtige Leitsätze eines Freimaurers. Er wird nicht erst in der allergrößten Not aktiv, sondern beweist Anstand, Hilfsbereitschaft und Rechtschaffenheit auch bei den kleinen Widrigkeiten des Lebens. Er ist froh, dass er Menschen mit ähnlichen Problemen weiterhelfen, ihnen mindestens aber zuhören konnte. Er versucht dort eine Tür zu öffnen, wo er um Hilfe ersucht und gebeten wird. Nach außen hin behält er seine guten Taten für sich. Brüder spenden z. B. Blut, haben einen Organspendeausweis, hören zu, geben Rat und setzen sich gegen Ungleichbehandlung ein.
Freimaurerei bedeutet stetige Arbeit an sich selbst (und nicht an den anderen Brüdern!). Um die Symbolik und Ritualistik der Freimaurerei zu verstehen, hält ein Freimaurerbruder es für wichtig, sich auch mit der Geschichte der Freimaurerei intensiv auseinanderzusetzen.
Er hat sich vorgenommen, weiter seinen freimaurerischen Weg zu gehen, die Kanten seiner Unvollkommenheiten abzuschlagen, die freimaurerischen Tugenden bewusster zu leben, die Bruderschaft durch sein Wirken zu stärken und zu vertiefen und die Brüder noch besser kennen zu lernen. Er möchte die Gelegenheiten in der Loge nutzen, um neue Erkenntnisse, Denkanstöße und Ansichten zu entdecken. Die Reisen zu anderen Logen will er nutzen, um in intensiveren Kontakt mit Brüdern anderer Logen vor Ort und in den vielen Orienten der Welt zu kommen. Eine intakte Bruderschaft ist das Fundament allen positiven Wirkens der Loge. Er möchte mehr Verantwortung für sich und sein Umfeld übernehmen und sich im täglichen Leben als Freimaurer bewähren.
(P. S.)
Quelle des Titelbildes: https://pixabay.com/de/vectors/abraham-lincoln-präsident-usa-312314/